2019/20 Wintersemester
Übersicht
1) (Anti-)Klassismus
erstes Treffen: Dienstag, 22.10.2019, 18:00-20:00, Café Woanders, PEG 1.G 207
Kontakt: Mona, s0661243@stud.uni-frankfurt.de
2) Mensch Tier Verhältnis
erstes Treffen: Dienstag, 22.10.2018, 18:00-20:00, Frauenraum, PEG 2.G 215
Kontakt: Miriam & Fernando, s8871739@stud.uni-frankfurt.de
3) „…was wirklich zählt?“ Kritik der Institution Militär mit Blick auf Geschlecht und Nationalismus
erstes Treffen: Donnerstag, 24.10.2019, 12:00-14:00, K3 im
Studierendenhaus in Bockenheim (1.OG)
Kontakt: Paula, s6304027@stud.uni-frankfurt.de
4) Binge Watching- Serien als Spiegel der Gesellschaft
erstes Treffen: Montag, 21.10.2018, 18:00-20:00, SH 4.106
Kontakt: Merle, merle.reich@gmail.com
5) Gramsci lesen. Einführung in die Gefängnishefte
erstes Treffen: Montag, 21.10.19, 18:00-20:00, PEG 2.G 107
Kontakt: Toprak & Isa, unitprk@hotmail.com, isamahmut1993@gmail.com
6) Lachen als »Betrug am Glück« ? Zu einer Soziologie des Lachens
nach Adorno
erstes Treffen: Mittwoch, 30.10.2019, 18:00-20:00, PEG 1G. 107
Kontakt: Tizia & Larissa, tizia.grether@mailbox.org, larissa.smurago@web.de
Beschreibungen
1) (Anti-)Klassismus
Das Konzept des Klassismus verbindet die Kritik an der ökonomischen Stellung mit der gesellschaftlich-politischen Marginalisierung und Diskriminierung von Personen aufgrund ihrer sozialen Herkunft. Klassismus bleibt als Diskriminierungsform jedoch oft unerwähnt, auch wenn die kapitalistischen Verhältnisse als Ausgangspunkt von Unterdrückung kritisch adressiert werden oder auf die Intersektionalität von sozialer Ungleichheit aufmerksam gemacht wird. ‚Klasse‘ wird oft nur als Beziehung zu den Produktionsmitteln thematisiert.
Im Tutorium soll Klassismus als Struktur und als Erfahrung sichtbar gemacht und hinterfragt werden, um herauszuarbeiten wie Klassismus Diskriminierungen, Normsetzungen und Dominanzen schafft und in intersektionalen Verschränkungen wirkt. Es soll dabei immer Raum geben, unterschiedliche persönliche Erfahrungen und Denkweisen auszutauschen und vor dem Hintergrund der eigenen Klassensozialisation und -positionierung zu reflektieren sowie Klassismus im akademischen Betrieb und an der Universität zu thematisieren. Auch soll es darum gehen, gemeinsam weiterzudenken: Wenn wir Klassismus als Diskriminierungsform ernst nehmen, welche Herausforderungen und Konsequenzen ergeben sich für unser politisches Handeln und unser alltägliches Miteinander? Wie können eine Praxis des Anti-Klassismus und anti-klassistische Interventionen aussehen?
Das Tutorium steht allen Personen offen und es sind keine Vorkenntnisse notwendig um teilzunehmen.
2) Mensch Tier Verhältnis
Das Verhältnis zwischen Menschen und anderen Tieren ist von Ambivalenzen und Widersprüchen durchzogen. Einerseits als verdinglichte Materie in Form eines abwesenden Referenten nutzbar und tötbar gemacht, werden Tiere andererseits als Akteur*innen vielfältiger Sozialbeziehungen mit Menschen zu geschätzten Individuen.
Im Rahmen des autonomen Tutoriums möchten wir uns der Frage nähern, wie sich innermenschliche Hierarchien in der Mensch-Tier-Beziehung wechselseitig legitimieren und ihren Ausdruck und/oder Ursprung in materiell-diskursiven Ordnungen finden. Intersektional verwoben mit anderen Differenzkategorien greifen spezifische Konstruktionsprozesse bei der Herstellung kategorialer Andersartigkeit, die wir unter Berücksichtigung interdisziplinärer Forschungsansätze nachzeichnen möchten.
Aufgegliedert in fünf thematische Blöcke befassen wir uns mit den critical human-animal studies; feministischen, queeren und postkolonialen Perspektiven auf das Mensch-Tier-Verhältnis; Anknüpfungspunkten zu neueren und älteren Materialismen und schließlich politischen Aushandlungskämpfen (jenseits des globalen Nordens).
Das autonome Tutorium soll als Blockveranstaltung mit 5-6 Terminen stattfinden. Die Termine werden in der ersten Sitzung besprochen. Gerne senden wir euch die vorläufige Version des Seminarplans und die Literaturliste zu.
3) „…was wirklich zählt?” Kritik der Institution Militär mit Blick auf Geschlecht und Nationalismus
Die Bundeswehr wirbt seit Ende der Wehrpflicht mit kostspieligen Kampagnen in den Social Media um Rekrut*innen, in Paris gehören mit Maschinengewehren bewaffnete Militärpatrouillen seit einigen Jahren zum Stadtbild, in den Medien wird die Schaffung einer Europäischen Armee mit dem Charakter eines ‚Schüler*innenaustauschs‘ heiß diskutiert. Wer ist das Militär? Und wen oder was ‚schützt‘ es vor wem oder was? Wir versuchen, gemeinsam eine Kritik militärischer Institutionen zu formulieren, die sich insbesondere an vergeschlechtlichen Aspekten von Nation orientiert. Zunächst erarbeiten wir uns mithilfe von wissenschaftlicher Literatur einen Begriff von Militär, Nationalismus und Gender, um dann auch einen Überblick über kontemporäre Absurditäten wie den YouTube Channel der Bundeswehr zu erlangen und davon ausgehend eine kritische Perspektive zu entwickeln. Es sollen z.B. die Wechselwirkungen zwischen Militär, Nationalismen und Männlichkeiten in verschiedenen Kontexten diskutiert werden, die Rolle von Frauen* in den sich wandelnden Funktionen und Aufgaben militärischer Projekte kritisch hinterfragt werden, oder Ausnahmen von einer kategorischen Kritik von Militanz, wie z.B. die kurdische Selbstverteidigung, erörtert werden. Mir wäre es wichtig, dass wir in der Gruppe entscheiden, wie wir konkret an die Inhalte herangehen und freue mich daher gleichermaßen über die Teilnahme Interessierter mit und ohne Vorkenntnisse zur Thematik.
4) Binge Watching-Serien als Spiegel der Gesellschaft
Seit wir ohne jegliches Muskelzucken Serien hintereinander wegschauen können, ist die Selbstnarkotisierung rezeptfrei geworden. So einige von uns haben sich schon einmal mit exzessivem Serienkonsum in einen komatösen Zustand versetzt, in dem man kaum noch in der Lage war, auf die Frage „Schauen Sie noch?“* zu reagieren. Ob Serienschauen Freizeit oder harte Arbeit ist, darüber lässt sich streiten, aber es ist gewiss nicht unpolitisch. Durch ihre hohe Popularität können die vermittelten Erfahrungswelten von Serien unser Einstellungs- und Wertegefüge prägen. Doch was für eine Gesellschaft können wir im Spiegel unserer Lieblingsserien entdecken?
In diesem Tutorium möchten wir uns allem widmen, was sich in den unendlichen Tiefen der Streamingdienste und Mediatheken befindet. Das Tutorium soll einerseits an den Podcast „Die Schaulustigen“ und andererseits an die Publikation „gender & genre“, einem aus einer Ringvorlesung hervorgegangenen Sammelband, angelehnt sein.
*Die meisten Streamingdienste bieten eine automatische Serienwiedergabe an. Gibt es jedoch zu lange kein Lebenszeichen, wird die Wiedergabe pausiert und nachgefragt. Wusstest du das nicht? Gut für dich. Wusstest du es doch: Man kann die Funktion unter „Wiedergabe“ ausschalten.
5) Gramsci lesen. Einführung in die Gefängnishefte
Warum Gramsci lesen? „Wir wissen nicht, was von unserer Zeit bleibt. Oft wird gerade das Beste liegen gelassen. Bis Späteren aus der Vergangenheit etwas aufleuchtet wie Zukunft. Um solche Zukunft in der Vergangenheit des Denkens geht es in den folgenden Versuchen.“, schreibt W.F. Haug im Vorwort seines Buches „Philosophieren mit Brecht und Gramsci“. In den Schriften Gramscis, welche zum Teil unter schwierigsten Bedingungen der Haft unter einem faschistischen Italien, der Isolation und Krankheit entstanden, steckt ein riesen Potential für heutige Kämpfe. Die Methode Gramscis ist auch für uns Studierende interessant, da sie eine Alternative zur Philosophie und Soziologie in und aus der bürgerlichen Akademie und Universität darstellt. Gramsci bietet uns eine „Philosophie der Praxis“. Eine Philosophie, die in und aus der Lebensrealität entsteht und versucht wiederum diese Lebensrealität zu verändern. Diese Philosophie und ihre Bedeutung für uns Menschen wollen wir mit euch kritisch erarbeiten und gemeinsam von ihr für uns und unsere verschiedensten Kämpfe lernen. Das bedeutet vor allem Kritik am Material selbst und an unserer Auseinandersetzung mit dem Material auszuüben. Wir freuen uns auf euch und ein spannendes Tutorium!
6) Lachen als »Betrug am Glück«? Zu einer Soziologie des Lachens nach Adorno
„Wo weder zum Weinen Kraft ist noch zum Lachen, lächelt der Humor unter Tränen.“ (Karl Kraus)
Im Theater geschieht es oft an den falschen Stellen, auf einer Trauerfeier erscheint es seltsam deplaciert und bei Kindern sagt man häufig, es wirke ansteckend. Ohne Lachen ist kaum ein Gesellschaftliches zu denken. Worin aber bestehen die Impulse zu lachen, in welchen Situationen wird gelacht und vor allem – wie und worüber? Wann ist Lachen als Aus- und Verlachen zu denken und wann, wenn überhaupt, eine Bezeugung unschuldiger Sympathie?
Im Autonomen Tutorium widmen wir uns dem Lachen als sozialem Phänomen und untersuchen, wie sich individuelles und kollektives Lachen zur Gesellschaft verhält. Dabei nähern wir uns dem Gegenstand zunächst in einer methodologisch experimentellen Form; das bisher wenig beachtete Seminar Adornos „Zur Soziologie des Lachens“ von 1964/65 soll als Vorlage dienen.
In einer initialen von vier Blocksitzungen wird die besondere Form und Methodik des Tutoriums vorgestellt. Orientiert am Aufbau des Adorno-Seminars, und eher von Naivität sowie Neugierde geleitet, sollen zunächst ohne theoretische Einbettung Lach-Situationen skizziert und interpretiert werden. Anschließend erfolgt die Beschäftigung mit der Theorie des Lachens nach Adorno, die es „ebenso [als] ein soziales Wahrheitsmoment gegenüber der Dummheit des Geschwätzes wie auch eine terroristische Bedrohung“ (Adorno) versteht.
Das Autonome Tutorium soll einen neuen Blick auf die Empirie ermöglichen und steht allen Studierenden sowie Nicht-Akademiker*innen offen.
(Weitere Termine: Drei größere Blocksitzungen jeweils im November, Dezember und Januar sowie eine Abschlusssitzung im Februar. Die genauen Termine würden wir in Abstimmung mit den Teilnehmenden in der ersten Sitzung festlegen. An welchen Wochentagen diese stattfinden sollen, würden wir ebenfalls mit den Teilnehmenden abklären.)