4. Juni Wozu Kunst? – Adorno und die Gegenwartsästhetik

Luka Zurkic

Wozu Kunst?
Adorno und die Gegenwartsästhetik Wozu Kunst, wenn sie keinen Zweck erfüllt? Kunstwerke gehören zu den unbegreiflichsten Dingen. Sie entziehen sich einer Definition, weil sie keine eindeutige Funktion haben. Gerade in der heutigen Gesellschaft entzieht sich die Kunst einer einstimmigen Beschreibung, weil nicht mehr klar ist, was überhaupt als ein Kunstwerk bezeichnet werden kann. Adorno erkannte den Selbstverständlichkeitsverlust der Kunst, und genau das macht seine Theorie für eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Kunst bedeutsam. Inwiefern sich Kunstwerke von Alltagsgegenständen unterscheiden und ob sie dennoch einen verborgenen Wert besitzen, soll im Vortrag angesprochen werden.


11. Juni Alte und neue Mittelklasse – Wie unterscheiden  sich die Werteeinstellungen von Akademikern und Wissenschaftlern in Ost- und Westdeutschland?

Josefine Süpke

Die 2020er Jahre scheinen eine Zeit des Umbruchs zu sein. Zwischen Wellen der Liberalisierung, Öffnung und Gleichheit schwappen Fluten von Autokratie, Hetze und politische Konfrontation gegeneinander. Unzufriedenheit, Unsicherheit und politische Polarisation zeichnen das Bild und die Lebensweise für viele Menschen weltweit. Auffällig sind auch räumliche Unterschiede insbesondere noch immer zwischen Ost- und Westdeutschland in den politischen Ansichten. In fast allen Befragungen des Deutschlandmonitors zeigt sich ein messbarer Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland, es zeichnet sich ein Bild von Ostdeutschland als populistischer, unzufriedener und abgehängter. Gleichzeitig erklärt Andreas Reckwitz in seinem Werk „das Ende der Illusionen“ die Herausbildung neuer Klassen, wobei sich die Mittelklasse aufspaltet und in eine alte und neue Mittelklasse teilt. Während klassische Handwerksberufe eher zur alten Mittelklasse zählen und traditionelleren Werten folgen, bilden Akademiker die Speerspitze der Liberalisierung und leben somit mobiler, moderner und liberaler. Doch stimmt dies wirklich? Kann man anhand von Berufsklassen tatsächlich bestimmte Wertvorstellungen herauslesen und unterscheiden diese sich räumlich? In diesem Vortrag werden Ergebnisse einer Forschungsarbeit vorgestellt, in der anhand von Interviews die Wertvorstellungen von Akademikern und Handwerkern in Ost- und Westdeutschland untersucht wurden.


18. Juni Krisenstabilisation durch Wirtschaftsdemokratisierung – Notwendigkeit  von prozeduraler und substantieller Gleichheit  am Beispiel der ökonomischen Sphäre

Tim Rieth

In Zusammenhang mit krisenhaften Erscheinungen innerhalb
demokratischer Staaten wird immer wieder von der ‚Krise der Repräsentation‘
gesprochen. Doch sollte auch untersucht werden, inwiefern prozedurale Probleme
nicht eigentlich substantielle Probleme ausdrücken. Demokratie kann als ein
doppeltes Versprechen der  prozeduralen
und der substantiellen Gleichheit beschrieben werden. Durch die Untersuchung,
inwiefern eine Demokratisierung der Wirtschaft die Krisenhaftigkeit der
Demokratie minimieren kann, zeigt sich, dass Wirtschaftsdemokratie/-sierung
nicht zwangsläufig zu substantieller Gleichheit führt, jedoch zu einer
mittelfristigen Stabilisierung des kapitalistisch-liberaldemokratischen Systems
beitragen kann. Es sollte also eher oder zumindest auch von einer ‚Krise der
(substantiellen) Gleichheit‘ gesprochen werden.

25. Juni Die Lehre der Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität – Wissenschaft der  Ideologie?

Lars Grünhagen

Die orthodoxe Wirtschaftswissenschaft konnte die Krise 2008
weder vorhersagen noch erklären. So mehrte sich nach 2008 die Kritik an dieser
Wirtschaftswissenschaft mit einem Ruf nach Pluralität und es entstand ein neues
Forschungsfeld einer Soziologie der Ökonomik. Hierbei zeigte sich, dass die
Wirtschaftswissenschaft in zweifacher Hinsicht als Sozialwissenschaft
hervorsticht. Erstens, durch ihre besondere Deutungshoheit für die Gesellschaft
(u.a. was die Legitimierung des Kapitalismus angeht) und zweitens durch ihre
einzigartige monoparadigmatische Struktur. Genau diese Struktur zeigt sich auch
in der Lehre.  Während die Soziologie
oder Politikwissenschaft eine Vielzahl von Theorien und unterschiedlichen
Paradigmen aufweist, gibt es in den Wirtschaftswissenschaften ein dominantes
Paradigma. Im Zentrum steht die Gleichgewichtstheorie und die mathematische
Modellierung. Hieran hat sich auch 16 Jahre nach der Krise von 2008 und dem
stetigen scheitern wirtschaftlicher Prognosefähigkeit mathematischer Modelle
nichts geändert. Wie sieht eine solche Lehre aus? Wo liegen die Unterschiede zu  anderen Sozialwissenschaften? Und wird die
Lehre der Wirtschaftswissenschaften ihren ethisch-gesellschaftlichen Ansprüchen
gerecht, die sich eigentlich an alle Sozialwissenschaften stellen? In diesem
Vortrag werden die Ergebnisse einer in die Tiefe gehenden Analyse einer einführenden
Lehrveranstaltung der Wirtschaftswissenschaften an der Goethe-Universität
vorgestellt, um einen Einblick in die 
wirtschaftswissenschaftliche Lehre im Ganzen zu vermitteln.

2. Juli „Außer mir sind alle unwissenschaftlich!“ – Habitus, Klassenlage und studentische Ideale von Wissenschaftlichkeit

Johannes Käßmaier

Wissenschaftliches Arbeiten ist kein Selbstläufer: Zahlreiche Normen und Vorstellungen informieren unsere akademische Praxis ohne uns explizit bewusst zu sein. Was jedoch genau die Herausbildung dieser Vorstellungen bedingt ist bislang weitgehend unerforscht. Dies hat zweifellos Konsequenzen für die Praxis. Eine erste, vorsichtige Untersuchung wird jetzt vorgestellt.

9. Juli Ambivalente Diskurse – Eine diskursanalytische Betrachtung der Frankfurter Debatte um queerfeindliche Gewalt im Sommer 2022

Sof Meziani