Am 02.04.2015 wurde der Fachschaft 03 das Gutachten zur internen Reakkreditierung der soziologischen Studiengänge am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an der Goethe-Universität zugetragen. Das Gutachten, das aufgrund der Vor-Ort-Begehung am 12. Februar 2015 von einer externen Gutachter*innen-Gruppe erstellt wurde, spart auf fünf Seiten an der von Studierenden und Fachschaftler*innen angeführten Kritik. Dies geschieht zugunsten der Stilisierung, Propagierung und Empfehlung einer marktwirtschaftlich verwalteten Universität und Lehre. Folgende Punkte, die unter den neun zusammengefassten Empfehlungen der Gutachter*innen angeführt wurden, wollten wir euch nicht vorenthalten:

„Mit den folgenden Empfehlungen soll die zukünftige Studiengangsentwicklung positiv flankiert werden:

1. Offensive Darlegung des pluralen Profils der Frankfurter Soziologie zur Korrektur unrealistischer Erwartungen der Studierenden, (…)

Das Verständnis sozialwissenschaftlichen Forschens und dessen, was Soziologie bedeutet, war noch nie unumstritten. Dass die epistemologischen Fehden nun allerdings zu einer Art Kulturkampf werden und sich im Machtspiel um die Deutungshoheit dessen, was Studieren sei und zu sein hat, entladen, geht auf Kosten derer, die als größte Statusgruppe der Universität das ausmachen, was Universität als Ganzes überhaupt bedeutet. Die empfohlene Stärkung des pluralen Profils der Frankfurter Soziologie geschieht zugunsten der Marginalisierung und Exstinktion des real-existierenden studentischen Interesses an Kritischer Theorie, Sozialpsychologie und Stadtsoziologie und verlangt die inhaltliche Verdrehung der Bedeutung von Pluralität. Viele Studierende, aber auch Dozierende kommen explizit zur Soziologie nach Frankfurt, um dort die an anderen Universitäten oft noch viel weiter marginalisierte Kritische Theorie studieren und lehren zu können. Unter dem Fadenschein des „Pluralismus“ wird derzeit aber gerade die Kritische Theorie in Frankfurt weiter zurückgebaut.

5. Implementierung von Teilnahmevorrausetzungen im Bachelor (HF und NF) sowie im Master Soziologie zur stärkeren Strukturierung des Curriculums, (…)

In diesem Sinne meint Pluralität wohl, Ordnung ins Chaos der Realität zu bringen und durch Umstrukturierung eine stabile Struktur des Ausschlusses des „Unrealistischen“ zu errichten. Durch Teilnahmevoraussetzungen im Bachelor und Master Soziologie wird nicht nur die Aneignung von Wissensinhalten innerhalb des Curriculums strukturiert und zwanghaft extern vorgegeben – de facto meint dies die Eröffnung der von der Fachschaft viel kritisierten Teilnahmebeschränkungen und somit die Exklusion bestimmter Studierenden, die aufgrund der erhobenen Voraussetzungen als nicht für Seminare geeignet stigmatisiert und nicht zugelassen werden. Das selbstständige und freie Studium wird hier ad absurdum geführt.

8. Initiierung einer Bedarfs- bzw. Verteilungsanalyse zur Verbesserung des Veranstaltungsmanagements, (…).“

Unsere Frage hierzu: Wessen Bedarf und wessen Verteilung soll analysiert werden? Geht es um unseren Bedarf, so haben wir ihn längst in überfüllten Hörsälen um Ausdruck gebracht. Aber, Moment: Sind die überfüllten Hörsäle nicht unseren „unrealistischen Erwartungen“ geschuldet? Wir schlagen vor, im Gegenzug eine Redundanzanalyse zur Verbesserung des Sinnstiftungsmanagements durchzuführen.

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