Wintersemester 20/21

Seit einigen Jahrzehnten gehen die Zahlen der an Burnout und Depression Erkrankten exponentiell nach oben. Die digitale Revolution bringt zwar deutlich mehr Bequemlichkeit, allerdings führt sie auch zu größer Belastung der ArbeiterInnen, während zeitgleich unter dem Diktat der Konkurrenzgesellschaft eine stetige Steigerung der Produktivität gefordert wird. Diese Belastung führt in vielen Fällen zum Phänomen der Entfremdung – sei es am Arbeitsplatz oder im eigenen zu Hause – und im schlimmsten Falle zu schweren psychischen Erkrankungen.

Sowohl die Soziologie als auch die Philosophie und Psychoanalyse haben viele wertvolle Beiträge zu dieser Thematik geliefert, ohne sie jedoch scheinbar vollumfänglich fassen zu können. Daher soll in diesem Tutorium mit Hilfe eines interdisziplinären Ansatzes, der diese drei miteinander verknüpft, die Frage behandelt werden, inwiefern die kapitalistische Produktionsweise für die Entfremdung des Individuums und daraus entstehende Psychopathologien verantwortlich ist. Dazu soll das Phänomen der Entfremdung grundlegend zunächst im Kontext der kapitalistischen Produktionsweise und der Tauschwerttheorie nach Marx und anschließend im Rahmen der Kulturindustrietheorie Adornos und Horkheimers verordnet werden. In einem letzten Schritt verbinden wir diese Kenntnisse mit psychoanalytischen Ansätzen zu exemplarischen Psychopathologien wie Depression und Narzissmus und der kulturkritischen Theorie Freuds.

Startdatum: 18.11.2020 16Uhr

Kontakt: alessia.uni@gmx.de

Der Kampf um Pressefreiheit könnte vielleicht als ein (wichtiger) alter Hut betrachtet werden. Zensur und Bedrohung von Journalist*innen reichen bis weit in die Vergangenheit zurück. Jetzt setzen sich journalistische Kämpfe gegen autoritäre Regime und Falschnachrichten mit nicht geringerer Intensität auf der Bühne der Social Media Plattformen im Internet fort. Über die sich verändernden Strukturen von Öffentlichkeit und Journalismus möchte ich mit euch in diesem Tutorium diskutieren. Dabei werden wir einerseits auf die komplexen Strukturen von Social Media eingehen und so zum Beispiel die Frage diskutieren, ob und wie Algorithmen bestehende Herrschaftsstrukturen reproduzieren, andererseits werden wir uns aber auch Themen wie der Pressefreiheit im Internet und anderen aktuellen journalistischen Kämpfen zuwenden. Ich freue mich besonders, euch einen Referenten des Hessischen Rundfunks anzukündigen, mit dem wir eine Sitzung lang über die öffentlich/rechtliche Zukunft im Internet diskutieren können.

Sartdatum: Dienstag 03.11.2020

Kontakt: marit.zickermann@stud.uni-frankfurt.de

Geschichte ist ein allgegenwärtiger politscher Faktor. An wen wird warum erinnert? Wem nützt die Erinnerung und wer betreibt sie? Welche Rolle hat staatliche Erinnerung für Machtstabilisierung und nationale Identitätsbildung? Im Rahmen des autonomen Tutoriums werden wir uns mit Fragen rund um das Erinnern und Verdrängen beschäftigen.

Mit dem Fokus auf dem 20. Jahrhundert wollen wir textbasiert einen kritischen Blick auf die Erinnerungspolitik und -kultur werfen. Einen ersten Schwerpunkt werden die „deutsche“ Geschichte und ihre Instrumentalisierungen darstellen. Neben der Kolonialpolitik des Kaiserreichs und seinen Kontinuitäten wird insbesondere die Erinnerung an den Nationalsozialismus in der BRD und DDR analysiert. Außerdem wird die Erinnerung an die DDR und ihre geschichtspolitische Funktion beleuchtet.

Im zweiten Teil befassen wir uns mit weiteren postkolonialen und postfaschistischen Gesellschaften in Europa und darüber hinaus. Zunächst werden vergleichend die sogenannten „Achsenmächte“ (Japan, Italien, Spanien) und deren Umgang mit dem Faschismus betrachtet. Daraufhin soll das Erinnern an die Kolonialzeit in den ehemaligen Kolonien beispielhaft untersucht werden.

Zudem sollen die Bedeutung von staatlich verordneter Erinnerung (z.B. Feiertage), aber auch kulturelle und gesellschaftliche Faktoren (z.B. Familiengedächtnis) diskutiert und an aktuelle Debatten angeknüpft werden. Bei Interesse könnten außerdem Exkursionen zu „Orten des Erinnerns“ durchgeführt werden.

Autonomes Tutorium von Dennis (s0512065@stud.uni-frankfurt.de) und Jojo (s1679349@stud.uni-frankfurt.de)

Startdatum ist Dienstag der 10. November 2020 um 16:15-17:45Uhr, genauere Infos zum Ablauf(splan) erhaltet ihr per Mail

Wessen Wissen wird im Strafprozess einbezogen und warum? Wie wird darüber entschieden, welche Aussagen wichtig und glaubwürdig sind? Wie werden politische Themen in der spezifischen Konzeption des Strafprozesses verhandelt?

Im Tutorium wollen wir uns gemeinsam theoretisch dem Problem der Zeug*innenschaft im Strafprozess annähern. Ziel ist es, einen theoretischen Rahmen zu konzipieren, der das Verhältnis von Zeug*innenschaft, Macht und Wissensproduktion im Gerichtssaal zu erklären vermag und diesen als Aushandlungsort gesellschaftlicher Konflikte begreift. Diese Überlegungen ermöglichen im Anschluss gegebenenfalls eine Betrachtung von aktuellen Strafprozessen, die sich mit rechter und rassistischer Gewalt beschäftigen.

Kontakt:

Karla O.

s5462677@stud.uni-frankfurt.de

Beginn: 02.11.2020

wöchentlich montags 16.15-17.45 Uhr

Mit dem Untersuchungsgegenstand der Biographie eröffnen sich zahlreiche interpretative Perspektiven der Sozialforschung auf die Konstitution von Rassismus, Sexismus und weiteren Diskriminierungsmechanismen. Die Biographieforschung leistet in ihrem Diskurs eine methodologische Arbeit, die allerdings im Rahmen der positivistischen und dogmatischen akademischen Gegebenheiten untergeht und nur selten Beachtung erfährt.

In diesem Tutorium wird eine methodologische Grundlage für die Prozessstrukturanalyse erarbeitet, um sich mit dem alltäglichen Sachbestand der Diskriminierung auseinanderzusetzen und die institutionellen Dynamiken von Rassismus und Sexismus in Deutschland aufzuzeichnen. Wir möchten uns näher mit den Fragen befassen, inwiefern Diskriminierungsmuster in Biographien auftreten können und die Kausalitäten und Formen dieser Muster durch rekonstruktive Fallanalysen exemplarisch in gemeinsamen Interpretationssitzungen bearbeiten.

Damit dies gelingt, wird in den ersten Sitzungen zunächst ein Grundverständnis der Biographie und Lebenswelten gezeichnet, und auch eine theoretische Grundlage über Diskriminierung in Deutschland mit Impulsen der Teilnehmer*Innen für die interaktiven Interpretationssitzungen erarbeitet.

Name: Candas Filiz

E-Mail für die Anmeldungen: candas.filiz@gmail.com

Erste Sitzung: Donnerstag, der 05.11.20, Uhrzeit: 14-16 Uhr

“The Lesbian Gaze” und feministische Politiken der (Un-)Sichtbarkeit am Beispiel von J. Grants Roman „We Go Around in the Night and Are Consumed by Fire”

Im Rahmen der Kuration des queer-feministischen Festivals „Nocturnal Unrest“, angelehnt an den Beitrag von Eva v. Redecker und Lucy Duggan

The energy required to keep going

when you keep coming up against these structures is how we build things,

 sometimes, often, from the shattered pieces.

Lesbian feminism can bring feminism back to life.” – S. Ahmed

In feministischer Tradition verbindet dieses Seminar popkulturelle Literatur und Gesellschaftstheorie. Gemeinsam lesen wir Grants Roman „We Go Around in the Night and Are Consumed by Fire“, und diskutieren es im Kontext aktueller queer-feministischer Diskurse, v.a. Lesbischem Feminismus. Die Handlung ist an Orten des Zwielichts, der Unsichtbarkeit, der Dunkelheit angesiedelt: Welche Bedeutung – buchstäblich wie metaphorisch – kommt der Nacht zu? Welche transgressiven Potenziale liegen in der Dunkelheit (Bronfen)? Inwiefern ist Unsichtbarkeit gegendert? Welche rassistischen Konnotationen hat sie? (Morrison).

Die lesbische Protagonistin Donna, „Gangster“ und Fahrerin eines Reinigungswagens lässt uns die Welt durch ihre Augen sehen. Ist es ein lesbisches Sehen? Gibt es einen lesbischen Blick?, fragen wir uns mit Eva v. Redeckers gleichnamigem Text und Lucy Duggans Antwort aus bisexueller Perspektive. Was bedeutet es für eine Gesellschaft und für einen intersektionalen Feminismus, wenn wir nicht alle die gleiche Welt sehen? Lässt sich „anderes“ Sehen lernen? Wie wird Sehen „geändert“? Eva von Redecker und Lucy Duggan haben bereits zugesagt zu einer der Sitzungen dazu zustoßen.

Startdatum voraussichtlich 15.11.2020

Kontakt: info@nocturnal-unrest.de

Das Fachschaftslogo der Fachschaftgesellschaftswissenschaften besteht aus dem Bauplan des PEGs auf dem eine 03 in den antifaschistischen Farben rot und schwarz für unseren Fachbereich verzeichnet ist