Unübersehbar hat sich zu diesem Wintersemester 2013/14 die Problematik der Überfüllung von Seminaren am FB03 und anderen Fachbereichen zugespitzt. In besonderem Maße sind davon Seminare zur Kritischen Theorie und zur Sozialpsychologie betroffen. Seminare mit über hundert Teilnehmer_innen stellen keine Seltenheit dar. Dass unter diesen Bedingungen ein Seminarbetrieb kaum mehr aufrechterhalten werden kann, steht außer Frage.

In diesem Zusammenhang wurden in letzter Zeit verstärkt der Vorschlag eingebracht, in Seminaren eine generelle Teilnahmebeschränkung einzuführen. Auch sind den Fachschaften bereits Fälle bekannt geworden, in denen Professor_innen Teilnehmer_innen von der Teilnahme an ihren Seminaren ausgeschlossen haben.

Wir, die Fachschaft 03, halten dies für keine adäquate Lösung. Diese Einschätzung speist sich aus folgenden Überlegungen: Anders als an vielen Stellen behauptet, handelt es sich beim Problem der überfüllten Seminare um kein Verteilungsproblem. Der Blick auf die, am Anfang des Semesters veröffentlichen, Listen mit den noch freien Seminarplätzen verdeutlicht, dass diese niemals die Überbelegung anderer Seminare abfangen könnten. Dieses Argument soll allerdings nicht das ausschlaggebende sein. Schwerer wiegt die Tatsache, dass eine flächendeckende Teilnahmebeschränkung von Seminaren dazu führen würden, dass insbesondere die Bachelor-Studiengänge am Fachbereich nicht mehr in der Regelstudienzeit studierbar wären. Da es aber vielen Studierenden aus finanziellen Gründen – sie sind beispielsweise auf BAFöG angewiesen – nicht möglich ist, ihr Studium über die Regelstudienzeit hinaus fortzuführen, würde eine solche Maßnahme in letzter Konsequenz zu einer sozialen Selektion führen.
Auch auf ein inhaltliches Argument soll hingewiesen werden: So stellt es im Studium der Politikwissenschaft und der Soziologie eine zentrale Studienleistung dar, sich eine eigene inhaltliche Position zu erarbeiten. Die Wahl der Seminare ist dabei ein wichtiger Bestandteil. Flächendeckende Teilnahmebeschränkungen würden dies in weiten Strecken verunmöglichen, da dadurch die Wahlfreiheit bei der Stundenplangestaltung massiv beschränkt würde. Würde zukünftig das Losglück entscheiden, ob jemand Sozialpsycholog_in oder Systemkritiker_in würde, ob jemand seinen/ihren Schwerpunkt auf Politische Theorie oder Internationale Beziehungen legte, wäre das am allermeisten für die Politikwissenschaft bzw. für die Soziologie selbst bedenklich.

Wir als Fachschaft 03 fordern:

  • die Beibehaltung, der im Fachbereichsrat getroffenen Vereinbarung, dass zwar Angehörige des wissenschaftlichen Mittelbaus Seminare auf 40 Teilnehmer_innen begrenzen können, Professor_innen jedoch prinzipiell auf Teilnahmbeschränkungen verzichten.
  • eine umfassende Reformierung der Lehrplanung. Diese soll u.a. eine stärke Verankerung der Kritischen Theorie und der Sozialpsychologie in den Curricula gewährleisten.
  • eine stärkere Verankerung der Kritischen Theorie und der Sozialpsychologie in der Personalstruktur. Bei Neuanstellungen soll auf eine entsprechende inhaltliche Ausrichtung geachtet werden.
  • die Schaffung einer Vielzahl neuer Stellen in der Lehre. Mit Blick auf die prekäre Haushaltssituation des Fachbereichs fordern wir ein gemeinsames Vorgehen aller Statusgruppen gegen die derzeitige eklatante Unterfinanzierung der Universitäten.
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