Stellungnahme zur Studie über Meinungsfreiheit am Fachbereich 03

Die Studie von Revers & Traunmüller zum Stand der Meinungsfreiheit an unserem Fachbereich wurde bereits durch die Manege der deutschen Medienlandschaft gezogen. Als demokratische Vertretung derjenigen, über die im Zuge der Studie geurteilt wurde, würden wir nun auch gerne ein paar Zeilen darüber verlieren.

Beginnen wir mit dem Aktuellen: Das mediale Echo auf besagte Studie. Gerne verweisen wir hier auf die Stellungnahme des Frankfurter AStAs, der wir uns hiermit anschließen. Ebenso würden wir uns sehr darüber freuen, wenn in deutschen Redaktionsräumen wieder mehr Zeit in die Lektüre kritischer Texte der Sozialwissenschaften gesteckt würde. Auch wenn Revers und Traunmüllers Studie nicht unbedingt das Adjektiv „kritisch“ im Sinne der Frankfurter Schule verdient, so lohnt sich auch in diesem Fall eine ausführliche Lektüre. Da es manchen wohl schwerer als anderen schien, sich den Text mit der entsprechenden Muße zu erschließen, möchten wir hier unsere Hilfe anbieten.

Ein glänzendes Beispiel für die verkürzte und irreführende Darstellung der Studie ist Herrn Thiel mit seinem Artikel in der FAZ vom 10.11 gelungen.

Dort kokettierte er mit der Behauptung, am Campus der Goethe-Universität wäre die Meinungsfreiheit bedroht da „Aussagen wie die, dass es zwischen Männern und Frauen biologisch begründete Begabungsunterschiede gebe oder dass der Islam mit europäischen Werten nicht kompatibel sei“ nicht vertreten werden könnten.

Nun wird der Studierendenschaft attestiert, nicht gerne mit Sexist*innen und selbst ernannten Verteidiger*innen des Abendlandes zu reden und auch generell nicht gerne mit anderen Meinungen „konfrontiert“ werden zu wollen (ebd.). Sicherlich sind wir auch nicht bereit, unsere Zeit unwissenschaftlichem Unsinn (biologisch begründete Begabungsunterschiede zwischen Männern und Frauen) zu opfern. Dass diese Haltung viel weniger Ausdruck einer „linken Orthodoxie“ (Revers & Traunmüller 2020), sondern viel eher die eines qualifizierten Toleranzbegriffes ist, ist anscheinend immer noch nicht bei allen angekommen.

Nichtsdestotrotz möchten wir Sie, Herrn Thiel, ganz herzlich zu uns einladen, um mit Ihnen über Ihre und unsere Vorstellung einer toleranten Universität zu sprechen. Sie schreiben in ihrem Artikel etwas über unsere angebliche Überempfindlichkeit, gerne überzeugen wir Sie vom Gegenteil.

 

Mit freundlichen Grüßen

Fachschaft 03 Gesellschaftswissenschaften
Goethe Universität Frankfurt


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